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ECE und S21. Oder: Was hat Leer eigentlich mit Stuttgart zu tun?

Autor: Carsten Tergast

Schwaben und Ostfriesen haben mehr gemeinsam als man im ersten Moment denken sollte. Ich weiß das, hatte ich doch jahrelang eine Arbeitskollegin aus dem tiefsten Schwaben, die zudem mit einem Ostfriesen in Liebe verbunden war und bis heute ist.

Hier wie dort gilt eigentlich Zurückhaltung als erste Bürgerpflicht. Der Ostfriese arbeitet, der Schwabe „schafft“, baut oder kauft ein Haus und lebt sein Leben. Diese unaufgeregte Lebenseinstellung hat viel Gutes, sie erspart eine Menge Stress im Leben und sorgt dafür, dass Zeit für die wichtigen Dinge im Leben bleibt.

Seit einiger Zeit gehen im Schwabenland die Uhren jedoch anders. Der Grund heißt „S21“. Mitten in der Landeshauptstadt Stuttgart sollen Teile des historischen Bahnhofs platt gemacht werden, um Platz für ein gigantomanisches Neubau-Projekt zu bekommen, dass einen unterirdischen Bahnhof in Verbindung mit unendlichen neuen Shopping-Möglichkeiten vorsieht.

Die Politik will dieses Projekt, und die Deutsche Bahn will es natürlich auch. Und, dass diese beiden Institutionen es wollen, reicht dann auch für die Umsetzung. Es muss reichen, denn sonst will es eigentlich niemand. Die Stuttgarter sind dagegen, sich ein immer teurer werdendes Prestigeobjekt einer abgehobenen Klasse von Managern und Politikern in die Mitte ihrer Stadt klotzen zu lassen. Und sie zeigen, dass sie dagegen sind. Seit Monaten läuft der Protest heiß, auf allen Kanälen, die der Medienöffentlichkeit so zur Verfügung stehen, ist zu verfolgen, wie sich die Bürger gegen das Projekt erheben.

Ob der Erhalt des alten Bahnhofsgebäudes ein hinreichender Grund für den Protest ist, mag ich nicht beurteilen. Bei meinen wenigen Stuttgart-Besuchen fand ich es eher hässlich. Aber der Zorn über das, was da kommen soll, diesen Zorn kann ich nachvollziehen, und ich frage mich, was das für uns Leeraner bedeuten kann.

Die Parallelen in der Verbindung von Betreiber (Bahn/ECE) und Politik (Landesregierung/Stadtrat) sind offenkundig. Im Süden ist es ein Bahnhof, hier ein Einkaufscenter, für das man eine gewachsene, attraktive Innenstadt den Profitinteressen einiger weniger Unternehmer und den Hirngespinsten einiger Stadtratsmitglieder opfern will.

Was wäre denn, wenn die Leeraner sich ein Beispiel an den Stuttgartern nehmen würden? Offener Protest auf allen Kanälen. Würde das unseren „Bürger“-Meister beeindrucken? Und die anderen Entscheidungsträger? Ist das überhaupt realistisch? Oder wird es laufen wie es meistens läuft: alle meckern vor sich hin, ein paar wenige (hauptsächlich die Geschäftsinhaber, die die Hauptbetroffenen sein werden) versuchen, etwas lauteren Protest zu artikulieren, und am Ende wird gebaut und Leer mit einem wundervollen Einkaufscenter beglückt, dessen negative Begleiterscheinungen und Folgen dann nicht mehr zu kurieren sind.

Vielleicht braucht es auch erst die ersten sichtbaren Bauarbeiten, bis die Volksseele auch in hiesigen Gefilden überkocht. Zu wünschen wäre, dass es so kommt. Damit nach den Schwaben auch die Ostfriesen zeigen, dass sie vieles ertragen und für nicht so wichtig nehmen, aber irgendwann doch die Schnauze voll haben.

Tags: ECE, ECE-Center, Leer, Ostfriesen, S21, Schwaben, Stuttgart

Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 09UTC9 9. September 2010 um 11:24 Uhr veröffentlicht und befindet sich in der Kategorie Allgemein, Leer. Kommentare auf diesen Artikel können im RSS 2.0 RSS-Feed verfolgt werden. Antwort, oder trackback

Ein Kommentar zu “ECE und S21. Oder: Was hat Leer eigentlich mit Stuttgart zu tun?”

20. Oktober 2010 at 00:46

Martin Petzold says:

Daumen hoch und nur Mut aus Stuttgart! Nicht warten, starten! Mitbürger informieren, Unternehmer organisieren, laut werden, möglichst viele werden und vor allem: gaaanz friedlich und schön kreativ bei den Protestformen sein. Damit können die Herren und Damen überhaupt nicht gut umgehen. Wir können es schaffen!
Oben bleiben!

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