Ganztagsgrundschulen im ganzen Landkreis? Respekt, Herr Bramlage!
Autor: Carsten Tergast
Only bad news are good news. Eine banale Weisheit, die der tägliche Blick in unterschiedliche Medien jeden Tag aufs Neue bestätigt. Umso mehr ist man geneigt, den Kalender zu konsultieren und zu überprüfen, ob denn wirklich nicht der 1. April ist, wenn die Zeitung denn etwas anderes zu Tage fördert.
So geschehen Anfang dieser Woche, als die Meldung durch die regionalen Medien geisterte, Landrat Bernhard Bramlage habe vorgeschlagen, alle 51 Grundschulen im Landkreis Leer bereits ab dem kommenden Schuljahr zu Ganztagsschulen mit Mittagessen-Angebot zu machen.
Man ist geneigt, laut Beifall zu klatschen, fassungslos ob der Tatsache, dass da einem Politiker eine sinnvolle Idee gekommen zu sein scheint. Gleichwohl bleibt jetzt abzuwarten, was an dieser Idee der Realität standhält. Und in dieser Realität braucht es nicht nur einen Finanzierungsplan für eine solche Mammutidee, sondern es braucht auch die Zustimmung und Mitarbeit der Kommunen, denn natürlich kann der Landkreis einen solchen Beschluss nicht einfach fassen und ausführen.
Bernhard Bramlage, der diese Bedenken natürlich ahnt, hat sich im Vorgriff bemüht, das Kostenargument zu entkräften. Ohnehin, so verkündete er, müsse im nächsten Jahr eine EU-Richtlinie umgesetzt werden, nach der für Kinder im Grundschulalter Hort-Plätze vorzuhalten seien. Kosten in Form von Angeboten dieser Art kämen also ohnehin auf die Verwaltung zu. Da sei es doch einfacher und vielleicht sogar günstiger, die bestehenden Schulen in ihrem Angebot zu erweitern, zumal das für die Schüler dann keinen zusätzlichen Ortswechsel bedeute.
Gut gebrüllt, Löwe! Eine Erweiterung des hiesigen Grundschulangebotes in Richtung Ganztagsbetreuung ist längst überfällig. Auch hier soll es nämlich Fälle geben, in denen der klassische Familienverbund, bei dem Mama den ganzen Tag hinter den Kindern herlaufen kann, während der Gatte die Kohle ranschafft, keinen Bestand mehr hat. Auch in ostfriesischen Familien arbeiten die Mütter irgendwann wieder, und zwar nicht nur auf Grund ökonomischer Notwendigkeiten, sondern bisweilen einfach nur, weil sie es gerne möchten.
In den meisten Kindergärten wird mittlerweile eine Mittagsbetreuung inkl. Essen angeboten. Wer sich einmal daran gewöhnt hat, fällt mit dem Schulstart zurück ins Mittelalter. Schulende vor 12 Uhr, die Betreuungsstunde unflexibel, nur fürs ganze Jahr an jedem Tag durchbuchbar, nicht nach Bedarf der Eltern und des Kindes.
Was für eine erhebliche Verbesserung stünde da bevor, wenn sich der Bramlage’sche Vorschlag in die Tat umsetzen lassen würde. Um wie viel entspannter könnten Eltern und Kinder ihren Alltag organisieren, wenn man ihnen die Möglichkeiten dazu an die Hand gäbe. Hoffen wir, dass aus dieser „good news“ etwas Konkretes wird und die Politik einmal tatsächlich die Bedürfnisse ihrer Wähler im Blick hat.
Tags: Bramlage, EU, Grundschule, Landkreis Leer, Mittagsbetreuung, Schule
21. September 2010 at 09:39
Es kann für Kinder nichts schöneres geben, gemeinsam mit Freunden zu lernen, gemeinsam das Mittagessen einzunehmen, sowie gemeinsam die Hausaufgaben zu bewältigen und dann gemeinsam zu spielen und sich zu bewegen.
Ich drücke Ihnen als ostfriesische Familien die Daumen, das Sie dies und Ihre Kinder bald nutzen können.
24. September 2010 at 10:28
Sehr gut!:
In den meisten Kindergärten wird mittlerweile eine Mittagsbetreuung inkl. Essen angeboten. Wer sich einmal daran gewöhnt hat, fällt mit dem Schulstart zurück ins Mittelalter.
27. September 2010 at 09:48
Endlich!
Unsere Kinder können nur von der Ganztagsbetreuung profitieren. Ein buntes Angebot verschiedener AG´s und Sportmöglichkeiten fördert die Kinder und gibt ihnen die Chance, sich auszuprobieren.
Fingers crossed!
27. September 2010 at 10:06
Schön, dass es hier bisher nur positives Feedback gibt. Auch im persönlichen Gespräch habe ich noch niemanden erlebt, der die Bramlage’sche Idee für Unsinn hält. Gleichwohl zweifeln viele an der Umsetzbarkeit, wohl auch ein Resultat der Verlässlichkeit von Politikeraussagen…