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Dirk Siebels erklärt den Leeranern die Welt – und könnte eigentlich Bürgermeister werden

Autor: Carsten Tergast

Seit Wochen geht es in Leer hoch her. Da ist auf der einen Seite die Bürgerinitiative „Leer braucht Leer“, die in ihrer Ablehung der Center-Pläne einen großen Teil der Leeraner Bevölkerung hinter sich weiß. Und da ist auf der anderen Seite die Stadtspitze und Teile des Stadtrates, die die Planungen vorantreiben und sich dabei wenig von der Meinung derer, die sie vertreten beirren lassen.

Aber halt! War da nicht noch jemand? Richtig, die ECE selbst, diejenigen, die ja, wie man immer hört, alles bezahlen, Leer nur Gutes tun wollen und endlich eine richtige Stadt aus diesem verschnarchten Kaff machen. Die ECE, von denen hatte man eigentlich lange nichts mehr gehört.

Heute hat sich das geändert. Dirk Siebels hat dem SonntagsReport ein Interview gegeben. Und was für ein Interview… Kurz, für die, die mit dem Namen nichts anfangen können: Siebels ist Anführer des Projektteams bei der ECE, mit dem das Leeraner Center geplant wird. Siebels hat optimale Voraussetzungen dafür, ist er doch gebürtiger Leeraner. Ein Leeraner, der sich nun von ECE dafür bezahlen lässt, seine Heimatstadt kaputt zu machen, sagen manche. Nun ja.

Nach Lektüre des Interviews weiß man, warum der Bürgermeister der Stadt und Siebels so gut miteinander können. Es schweißt ja immer zusammen, wenn man Dinge gleich sieht, die mit gesundem Menschenverstand betrachtet, ganz anders aussehen. Wolfgang Kellner war ja immer schon der Ansicht, ähnlich wie die Spitze der SPD-Fraktion, dass es lediglich eine kleine Ansammlung von Dummköpfen in der Stadt gibt, die den Zauber des Projektes einfach nicht empfinden können und deshalb dagegen sind. Siebels argumentiert ganz ähnlich. 500 Besucher der Infoveranstaltung der Bürgerinitiative, so wundert er sich, seien doch recht wenig, er habe mit mehr gerechnet. Dass sich an einem kalten Januarabend in einer Kleinstadt, die bisher nicht dafür bekannt war, ständig gegen ihrer Verwaltung zu revoltieren, so viele Leute aufmachen, um endlich die von eben jener Verwaltung verschwiegenen und diskreditierten Argumente zu hören, die gegen das Center sprechen, läuft bei Siebels unter der Abteilung Peanuts. Ein paar Unbelehrbare gibt’s schließlich immer.

Das hindert ihn allerdings nicht daran, in der nächsten Antwort ein ganz neues Argument einzuführen. Er habe „viele Briefe und Anrufe“ bekommen, so Siebels, von Leuten, die „am liebsten eine Gegenbewegung“ gründen würden.

Wow! Man stelle sich das Szenario vor: Demonstrationszug in der Leeraner Innenstadt, Menschen mit Plakaten und Schildern, auf denen steht: „Gebt uns den Konsumtempel!“, „Für ein Recht auf Glaspaläste!“, „Tötet endlich die blöde Altstadt!“ oder auch: „Siebels for Bürgermeister!“ Letzteres könnte für Dirk Siebels ja immerhin noch eine Karrierechance sein, wenn das Projekt nicht klappen sollte und man ihn in Hamburg vom Hof jagt. 2014 wird Wolfgang Kellner einen Nachfolger brauchen, und vielleicht könnte Siebels dann ja von der Verwaltungsspitze einen neuen Anlauf starten, Leer mit Großstadtphantasien zu beglücken. Immerhin scheint man im ECE-Management auch nicht mehr sicher zu sein, dass Siebels alleine mit den paar Gegnern in Leer fertig wird. Hat man ihm doch eine neue Gefährtin zur Seite gestellt, die künftig das Projekt Leer mit verantwortet.

Vielleicht schafft die es ja auch, die restlichen Grundstückseigentümer zu überzeugen, die sich ihre Grundstücke von ECE noch nicht haben kaufen lassen. Auf diesen Punkt angesprochen, reagiert Siebels im Interview nämlich ungewohnt dünnhäutig, obwohl an anderer Stelle immer gerne betont wird, man sehe hier gar kein Problem.

Der Rest des Interviews besteht dann aus dem üblichen Honig- und Dementimix: die Filialisten in der Fußgängerzone, so Siebels, werden natürlich nicht ins Center ziehen, sondern an ihren Standorten fernab der neuen Zentrale bleiben. Die Arbeitsplätze, die entstehen, sind ein „Mix“. Wie dieser Mix aussieht, mag Herr Siebels nicht so recht zu erklären. Usw. usw.

Achja, eins noch: die Überlastung der Hauptverkehrsstraßen in Leer bezeichnet Siebels als „gefühlt“. Es gebe noch Kapazitäten. Na denn. So kann man natürlich auch argumentieren. Die Gegner sind nicht viele und ihre Argumente nur gefühlt. Mit dieser Form der Argumentation hätte er zumindest gute Aussichten auf den Bürgermeistertitel.

Tags: Dirk Siebels, ECE, Leer braucht Leer, SonntagsReport, Wolfgang Kellner

Dieser Artikel wurde am Sonntag, 06UTC2 6. Februar 2011 um 15:07 Uhr veröffentlicht und befindet sich in der Kategorie Leer. Kommentare auf diesen Artikel können im RSS 2.0 RSS-Feed verfolgt werden. Antwort, oder trackback

8 Kommentare zu “Dirk Siebels erklärt den Leeranern die Welt – und könnte eigentlich Bürgermeister werden”

6. Februar 2011 at 15:40

mala says:

Ich fand außerdem die Aussage interessant,das auch die anderen ostfriesischen Städte Einkaufszentren planen,wurde das bei der Kaufkraftberechnung mit eingeplant?

6. Februar 2011 at 18:28

Dorothea Kruse says:

Respekt, Herr Tergast,
ich habe Ihren Kommentar zu dem heutigen Artikel im Sonntagsreport mit großem Interesse gelesen und konnte bei jeder Ihrer Aussagen nur zustimmend nicken. Ich finde, Sie haben es an allen Stellen auf den Punkt gebracht.Gut gefallen hat mir auch der leicht ironisierende Schreibstil.
Machen Sie weiter so!
D.Kruse

6. Februar 2011 at 19:05

rüdiger plettig says:

WER SCHMIERT HIER EIGENTLICH WEN?
Das Center ist überflüssig!!

6. Februar 2011 at 19:47

Hans-Jürgen Lamberty says:

Moin Herr Tergast.

Mein ganz großes Kompliment. Ich finde es Klasse, dass Sie mir und vielen anderen Kommentatoren die ganze Arbeit des Schreibens in Ihrem Artikel bereits abgenommen haben.

Es ist alles auf den Punkt gebracht und so gut wie nichts hinzuzufügen. Sozusagen ein Unversal-Kommentar.

Eine kleine Anmerkung trotzdem zu Siebels, habe „viele Briefe und Anrufe“ bekommen.
Ich bekomme per Tag im Schnitt 1,5 Briefe, wenn es „viele“ sind, dann sind es 4 Briefe oder statt
3 Anrufe 5(viele) Anrufe.

Auf Herrn Siebels(ist ja immerhin Jungmanager) hochgerechnet bedeutet das großzügig gerechnet, 8 Briefe und 9 Telefonate, (allerdings in der Woche) in dieser Angelegenheit.

Wenn man das nun in Beziehung zum Einzugsbereich mit 200.000 Einwohnern setzt, dann kommt da eine beeindruckende Anzahl von Befürwortern des ECE-Centers zusammen. Alle Achtung! Hätte ich jetzt so nicht gedacht, da sind ja 500 Gegner gar nichts!

7. Februar 2011 at 21:00

Hennes says:

Interessanter Post. Würde gern mehr Artikel zu dem Thema sehen. Freu mich auf die naechsten Posts.

7. Februar 2011 at 23:56

crissi says:

Zum Flyer der SPD:
Seit 10 Jahren beschäftigt sich die Partei also schon mit der Entwicklung der Altstadt und der unteren Mühlenstr.? 10 Jahre ohne Antwort! Na, dann schlaft mal schön weiter. Aber jetzt betteln sie mit einem Flyer um Beistand bei den Bürgern. Mit suggestiven Fragen und irreführenden Bildern. Traurig, traurig!
Ich weiß jedenfalls was ich demnächst NICHT wähle.

10. Februar 2011 at 19:49

Rainer Buurman says:

Was sind die Gründe dafür, dass manche Politiker so krampfhaft am ECE-Center festhalten? Ist das jetzt:

a)die ehrlich-feste Überzeugung, das mit dem ECE-Gedöns wirklich mehr Leben in die Bude kommt?

b)eine romantisch-radikale Heimatverbundenheit, nach dem Motto: „Da die Leeraner eh nicht wissen, was ihrer Stadt gut tut, müssen wir das Ding notfalls auch ohne ihren Segen holen!“

c)das TUNER-Syndrom (Trotzdem Und Nun Erst Recht!), nach der alten südjavajanischen Weisheit: „Bleib auf der Titanic, auch wenn sie sinkt… Du hast Deine Tickets schließlich bezahlt und obendrein auch Deinen Stolz!“

d)Im Grunde doch eher die Ahnungslosigkeit, was da wirklich auf Leer zukommt?

e)Parteizwang? Ach, solch böses Wort wollte ich eigentlich gar nicht tippen…

Tja… was ist es denn jetzt?

11. Februar 2011 at 11:44

Leer-Meinung » Blog Archive » Die schweigende Mehrheit sagt, sie sei dafür Oder: Ich mach mir meine Welt, wie sie mir gefällt says:

[…] Erst erzählt Dirk Siebels im Interview mit dem SonntagsReport, außer den 500 Besuchern der Infoveranstaltung der Bürgerinitiative “Leer braucht Leer” sei wohl niemand in Leer gegen das Center, und so viele seien das ja nun auch wieder nicht. Der Rest sei offensichtlich dafür. Zu Siebels Einlassungen mehr an dieser Stelle. […]

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