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In eigener Sache – Oder: Du bist in der Zeitung!
Donnerstag, 13UTC1 13. Januar 2011
Strahlende Kinderaugen heute morgen am Frühstückstisch. „Du bist in der Zeitung!“ teilte meine Tochter, die den Leer-Teil der Ostfriesen-Zeitung schneller in die Hand bekommen hatte als ich, mir freudig mit.
Ich war erstaunt, war dieser kleine Artikel doch nicht angekündigt gewesen. Aber egal, der Tenor war: es gibt in der Stadt auch Gegner des ECE-Centers, es gibt am 20.1. eine große Infoveranstaltung mit Podiumsdiskussion bei Schrock-Opitz und wer sich kritisch auch über die Gegenposition zur Mehrheit des Stadtrates informieren möchte, kann dort hingehen.
Allerdings hat mir der Artikel auch noch mal vor Augen geführt, wie dominant die ECE-Diskussion in den letzten Monaten in Leer geworden ist. Dieser Blog war und ist keineswegs monothematisch geplant, ich habe nicht vor, ausschließlich über die Center-Problematik zu schreiben, und bisweilen rutscht ja auch das eine oder andere Thema mit hinein.
Die Gefahr, der ich mich ausgesetzt sehe, hier zu viel über ein Thema nachzudenken, besteht auch für unsere Stadtväter. Welche Themen sind für Leer sonst noch wichtig? Zur Schuldiskussion, die zwischendurch aufflammte, hört man derzeit wenig, die Winterdienstproblematik wird sich irgendwann wie jedes Jahr mit dem Wetter verflüchtigen.
In diesem Sinne sollte es Bürgerpflicht sein, mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen und sich an öffentlichen Diskussionen zu beteiligen, sie vielleicht sogar anzustoßen. Die diskussionsfeindliche Haltung, die Teile des Stadtrates derzeit in Sachen ECE an den Tag legen, ist da kontraproduktiv.
Immerhin, so war dieser Tage zu lesen, gibt es schon einen Bürgermeisterkandidaten für 2014. Im Moment kennt ihn zwar noch niemand, aber er hat ja auch noch drei Jahre Zeit, das zu ändern. Viele lächeln über diesen frühen Vorstoß, ich denke mittlerweile: wenigstens mal einer, der den Hintern hoch bekommt…
In diesem Sinne sollten wir alle die ECE-Diskussion auch als weiterführende Chance begreifen. Als Chance, wieder zu lernen, an der Gemeinschaft der Bürger in der Stadt teilzunehmen, auf Veränderungen hinzuwirken, den kleinen Königen in Stadt und Kreis auf die Finger zu schauen und sie nicht einfach „ihr Ding“ machen zu lassen.
Die Stuttgart21-Debatte hat den unsinnigen Begriff des „Wutbürgers“ zutage gefördert, der sogar „Wort des Jahres“ geworden ist. Wir brauchen keine Wutbürger. Aber kritische Mitglieder der Gesellschaft brauchen wir. Mit wachsender „Mir-doch-egal“-Haltung gehen wir irgendwann alle vor die Hunde.